Dr. Andreas Gontermann

Erinnerlich hatte sich die deutsche Elektro- und Digitalindustrie nach der Corona-Pandemie sehr schnell erholt. So war die reale – also um Preiseffekte bereinigte – Produktion der Branche 2021 wieder um fast zehn Prozent gewachsen. Auch 2022 ging es noch um gut zweieinhalb Prozent vorwärts. 2023 stagnierte der aggregierte Output dann allerdings. Und 2024 verlief derart schwach, dass der ZVEI seine ursprüngliche Prognose für das Jahr Anfang Oktober von minus zwei auf minus sieben Prozent abwärts revidieren musste. Entsprechend gedrückt war bis zuletzt die Stimmung. Sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre allgemeinen Geschäftserwartungen beurteilen die Elektrofirmen derzeit unterm Strich negativ.

Von großer Bedeutung für unsere Branche ist seit jeher das Exportgeschäft. Dabei sind China und die USA die beiden größten Absatzmärkte. Sie nehmen jeweils in etwa zehn Prozent der gesamten Ausfuhren ab. Das Verhältnis dieser beiden Staaten zueinander – insbesondere auch auf den Feldern von Handel und Technologie – dürfte durch die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten nicht unbedingt einfacher werden. Und so auch auf das Auslandsgeschäft der Elektroindustrie abstrahlen.

Trump wurde nicht zuletzt auch aufgrund der Unzufriedenheit der Amerikaner mit der Preisentwicklung gewählt. Ironischerweise dürfte allerdings so ziemlich alles von dem, was er bislang an Maßnahmen angekündigt hat, inflatorisch wirken. Man denke hier an die geplanten Steuersenkungen auf Pump, die Zölle, die intendierte Schwächung des Dollars oder die Beschränkung der Migration.

Laut Bundesbank könnten die angedachten Zölle Deutschland ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten. Das Münchener Ifo-Institut warnt vor einem Rückgang der deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent (und der Lieferungen nach China um zehn Prozent). Folgenabschätzungen sind allerdings allein deshalb so schwierig, weil nicht klar ist, welche Pläne Trump am Ende wirklich realisiert. Und in welcher Abstufung. Wie reagieren die betroffenen Handelspartner darauf? Wie die Kapital- oder Devisenmärkte oder auch Institutionen wie die Notenbanken?

Bei aller Unsicherheit: Bislang ist die grundlegende Erwartung des ZVEI an das kommende Jahr, dass die Konjunktur wieder besser laufen sollte als 2024. Eine konkrete Prognose haben wir zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht. Fast schon traditionell werden wir diese dann aber auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz Ende Januar veröffentlichen.

Dr. Andreas Gontermann
ZVEI-Chefvolkswirt

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