ZVEI-Ziesemer-Mittelbach

Orientierung gewünscht

Wir blicken auf ein wechselvolles Jahr zurück. Politisch sind zwei Ereignisse eingetreten, die viele überrascht haben, allemal uns in Deutschland: erst die Abkehr der Briten von Europa, dann der überraschende Ausgang der US-Wahl. Der Globalisierung drohen hohe Schranken. Der Weltmarkt steht zur Disposition, der eigene Binnenmarkt soll‘s richten. TTP wird aufgekündigt, von TTIP ist kaum noch die Rede. Wir erleben eine Rückbesinnung aufs Nationale, mitunter mit schrillen Tönen. Kann das gutgehen? Wohl kaum.

Mitunter kann man den Eindruck gewinnen, als sei der Kompass verloren gegangen. Es mangelt an Orientierung, an gemeinsamen Überzeugungen. Gerade unser Heimatkontinent gibt derzeit oft kein gutes Bild ab.

Das muss sich ändern, und wir – ZVEI und Elektroindustrie – wollen unseren Beitrag leisten. Eine Stütze für ein stabiles, zukunftsfähiges Europa sind die deutsch-französischen Beziehungen. Deshalb ist gut, dass wir mit unserem französischen Partnerverband FIEEC im Sommer eine gemeinsame digitale Agenda vereinbart haben. Wir stärken damit das Bestreben der Europäischen Kommission, einen „Digital Single Market“ in Europa zu schaffen. Im Wettbewerb mit den USA und China ist dieser von elementarer Bedeutung. Und wir legen bei unseren europäischen Aktivitäten nach: In Vorbereitung für das kommende Jahr ist eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Think Digital“, die wir mit Partnern in Brüssel ausrichten werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte auf dem ZVEI-Jahreskongress im Sommer, die Digitalisierung sei eine Schicksalsfrage für die Elektroindustrie. Das sehen wir genauso. Aber nicht nur unsere Branche ist betroffen. Die Digitalisierung ist eine Schicksalsfrage für die gesamte deutsche und europäische Industrie.

Dabei ist die Digitalisierung am wenigsten eine technische Herausforderung, sondern vor allem eine gesellschaftliche. Sicher ist, dass der digitale Wandel das Leben und die Arbeit von Menschen verändern wird. Darüber brauchen wir dringender denn je einen breiten gesellschaftspolitischen Diskurs. Wir brauchen Vertrauen in die digitale Welt. Gefordert sind alle: natürlich die Verbände und Unternehmen, die Gewerkschaften, gesellschaftliche Gruppen, aber auch die Politik, die sich selbst der Digitalisierung besser stellen muss. Die bürgerfreundlichste Vernetzung aller staatlichen Dienstleistungen wäre doch ein erstrebenswertes Ziel.

Die Angebote des ZVEI und der Elektroindustrie für den digitalen Wandel stellen wir jährlich auf unserem Jahreskongress zur Diskussion. Am 17. und 18. Mai 2017 unter dem Titel „Mensch. Maschine. Miteinander. Leben in der digitalen Welt“. Was wir bereits erreicht haben, darüber gibt unser digitaler Jahresrückblick 2016 einen Eindruck. Lassen Sie die vergangenen zwölf Monate noch einmal Revue passieren. Sie werden erkennen, dass der ZVEI eine wichtige Stimme in der öffentlichen Diskussion über die Gestaltung von Zukunftsherausforderungen ist. Unser Dank gilt allen, die hierzu beigetragen haben.

Ihr

Michael Ziesemer                       Dr. Klaus Mittelbach
Präsident                                        Vorsitzender der Geschäftsführung